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Betel verfärbten Zähne der mir znr Verfügung stehenden Malaj'^enschädel mit Bürste und
Bimstein leicht von dem dunklen Belage befreien, so lange dieser auf Schmelz gelagert war.
Freiliegendes, durch Betel verfärbtes Dentin dagegen verliert seine b'arbe nicht mehr, selbst
mit Hilfe der stärksten Mineralsäuren konnte ich die Verfärbung nicht beseitigen. Zur Klärung
dieser Frage habe ich noch einige Versuche vorgenommen, die aber, da sie den natürlichen
Verhältnissen nie ganz entsprechen konnten, nicht durchaus entscheidend sind. Immerhin
will ich hierüber kurz berichten,
Tch mischte zwei fein zerschnittene Sirihblätter. eine halbe, ebenfalls ganz fein zerschnittene
x\recauuss und eine kleine Messerspitze gebrannten Kalkes untereinander und brachte alles in
ein zur Hälfte mit frischem Speichel angefülltes Porzellänschälchen. Die ganze Masse wurde
mit dem Speichel innig vermengt, der zunächst eine gelbrötliche, dann eine rotbraune Färbung
annahm. In diese Lösung, die ungefähr auf der konstanten Temperatur der Mundhöhle gehalten
wurde, brachte ich zwei Schneidezähne und einen Eckzahn, die ich einem macerierten Schädel
entnahm. Den kleinen Schneidezahn senkte ich vollständig intakt in die Lösung, vom grossen
wurde die oberflächliche Schicht abgefeilt, so dass das Zahnbein noch nicht frei lag. Beim
Eckzahn war auf der Facialfläche das Dentin freigelegt. In ein zweites Geiäss. das dieselbe
Lösung, nur etwa dreimal so viel gebrannten Kalk enthielt, kamen die entsprechenden
Zähne der anderen Kieferhälfte, die genau so behandelt waren, wie die ersteren; in dem
zweiten Gefäss hatte die Lösung eine dunklere Färbung. Nach ungefähr drei Wochen, während
welcher Zeit die Lösungen mehrfach erneuert wurden, waren die Resultate folgende:

I. Zähne im ersten Gefäss:

1) Unlädierter kleiner Schneidezahn: Nur die Vertiefungen und feinen Furchen
der Schmelzoberfläche zeigen eine schwachgelbhche Färbung.

2) Grosser Schneidezahn mit Abfeilung der oberflächlichen Schmelzschicht: Die
gefeilte Fläche hat eine gieichmässig verteilte gelbliche Färbung angenommen.

In beiden Fällen ist die Färbung nicht tief eingedrungen, sie ist nur dem Schmelz
aufgelagert, lässt sich leicht entfernen, anders beim dritten Zahne, auf dessen Facialfläche
das Dentin freigelegt war. Hier war eine rotbräunliche Färbung eingetreten, von der sich
der gelbliche Schmelz scharf abhob. Die Färbung war hier etwas in den Zahn eingedrungen
und Hess sich nicht mehr ganz entfernen.
Dass der Farbstoff von Dentin besser aufgenommen wird, erklärt sich aus dessen
Porosität: es wird durchzogen von einem sehr feinen Kanalsystem, das radiär von der Nerven-
h()lile zur Peripherie verläuft, während der Schmelz, der noch von dem Schmelzoberhäutchen
bedeckt ist, eine kompakte, undurchdringliche Masse bildet.
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