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\)\v Zalm(l(>toiini(Miiiiu ist eine alte, alljieineiii iiiiter den Xatiirvölkern voibroitolo
Sitte, mit der sich sclnm maiulio Kthnolo^en, unter ihnen besonders Ihering. einiiehend
heschäftiiit hal)en.
Er hat in seiner iiint'assendeii und verdienstvollen Arl)eit ein lirosses. (bis Sj)ezielle
der Sitte l)etrettendes. literarisches Material znsaniniengehäuft (14).
An der Hand dieses Materials, das er teils Sehädelsanunlungen und Reisebe-
schreibuniien. teils seinen eigenen Ertaliruuiien verdankt, versucht er der Zahndeforniierung
eine besondere ethnographische Bedeutung beizulegen, in dem (m- nach dem Vorkommen ihrer
l-"ormen verschiedene Rassen umgieuzen zu können .ulaid)t: die anatomische Seite des Themas
hat er indes nicht h(M-ücksichtiiit.
Die einzelnen Ergebnisse, zu denen der Verfasser gelangt, sind heute vielfach anfechtbar.
Xeue Eorscimngen hal)en das litterarische Material vervollständigt, so dass es sich
lohnen dürfte, noch einmal auf (irund des jetzt vorhandenen ^faterials zu prüfen, ob die
Iheringschc Einteilmiü (hircliführl)ar ist. mid ob man der künstlichen Zahniimgestaltimg den
eThnogiaphischen Wert beilegen kamt, den ihr dieser Eorscher zuschreibt.
Neben Iher'mg möchte ich noch MagifOf erwähnen, der sich ebenfalls mit der Zahn-
deformation beschäftigt hat. Er brachte aber in seinem Vortrag, den er ISIU» in (ienf über
dieses Thema hielt, nichts wesentlich Neues.
Neben der exakten Untersuchung der geographischen Verbreitung der Eornien der
Zahiunuüestaltunü scheint es mir für die Beurteilung der ethnologischen Bedeutung dieser
Sitte auch darauf anzukommen, von welchen Voraussetzimiien man ausüeht inid welcher
(irundansicht man sich anschÜesst.
Hier stehen sich zwei Richtungen gegenübei'. Die eine schreibt die Wieder-
holung identischer Geliräuche und Anschauungen weit von einander getrennter Völker
der gleichen Tätigkeit des menschlichen (ieistes unter gleichen Bedingungen zu. — Die andere
Richtung fdluert ans der .\hulichkeit der Künste. Gebräuche oder Sayen verschiedener Völker