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Ebenso werden bei den Batoka im Sambesigebiet bei Eintritt der Pnbertät die ()i)eren
vier Schneidezähne ansgebrochen. was Schweinfniih (171) als eine Nachahniuni> der ..ver-
götterten" Wiederkäner angibt.
..Hätte er", sagt Virclioir in seinem Resnme über die Dinka (172). ..denselben Defekt
bei den Dinka gesehen, wo er gleichfalls vorkommt, so würde er diese Dentmig vielleicht
verallgemeinert haben. Denn obwohl die Dinka die grössten Viehzüchter sind, nnd ihre
Herden in gnten Zeiten zu riesiger Zahl anwachsen, so essen sie doch fast kein Fleisch:
ausser Milch nähren sie sich mu' von Vegetabilien. insbesondere von Amylaceen. Aber die
primitiven ^'egetarianer. welche die vegetabilischen Produkte roh verspeisten, müssen aller-
dings andere Kau- und Mahlbewegungen ausgeführt haben als ihre durch das Kochen ver-
wöhnten Nachbarn, nnd man müsste weit in eine hypothetische Vorzeit zurückgehen, um die
Verunstaltung des Gebisses mit der Ernährung in einen unmittelbaren Zusammeidiang
zu bringen.''
Im Norden des mittleren Sandiesi siiul nicht allein die Batoka zu nennen, nach
HoUd) (173) hudet sich die Sitte des Zahnausschlagens ziemlich häuiig im Maiutse-Mam-
bundareiche.
Er sagt hierüber gelegentlich der Beschreibung von Zeremonien, die beim Erlangen
der >[annbarkeit üblich sind: ..Ich habe im Marutse-Reiche nichts von der bei den l^etschuanen
so üblichen, bei der Zulurasse so verhassten Circumcision vernommen: doch wurden mir
Abhärtungsmethoden beschrieben, die. meist bei den verschiedenen Stämmen verschieden, den
zur männlichen l^ntwickelung gelangten Jünglingen das Hecht, sich Männer zu lUMiuen. ver-
schaffen, ihnen für das Leben nützlich sein oder sie benuM'kbai" machen sollen.
Im letzteren 1^'alle sind dann gewisse Zerenu)nien gang und gäbe, welche unaus-
löschliche 3Ierkmale zmiicklassen. wie wir sie z. B. i)ei den .Matonga. bei einigen Makalaka-
stämmen des Reiches zu beobachten Gelegenheit hatten. Junge ^fatonga, die etwa das l(i.
Jahr erreichten, ziehen sich auf einige Wochen in die tieferen, einsameren Waldpartieu
zurück. Sie sind von einigen wenigen Männern begleitet, die ihnen nach verschiedenen
vorhergehenden Prozeduren mit dem Schlachtbeile die oberen mittleren Schneide-
zähne herausbrechen. Auf die verwundete Stelle wird warmer Mehlbrei getan, um die
Blutung, den Schmerz und die Entzündung zu stillen. Die Maschukulumbe tun es mit allen
oberen Vorderzähnen, was ein Einsinken der Oberlippe zur Folge hat.
Nach diesem Akte der mämilichen Standhaftigkeit gilt ein jeder von ihnen ein
..Mann" und kann freicMi. Ja. man belichtete mir sogar, dass an diesem A'oi'gange die
l""rauen grosse Schuld hätten. Sie nuMniMi: ...Mämu'r. die mit ihrem ganzen Gebiss essen,
sind wie die ..Pferde", und wir wollen keine Pferde als Gatten haben."