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Scliwioriiikoitoii lieraiisiioiioiiiiiipn. Scharte Salzlösuiii>oii aus J^flauzoiiascho dienen zur
Stillunii' der Blutuiifi'. und schon in wenigen Tai>en ert'oliit die Vernarbung-: doch kommen
gelegentHch auch recht lieftige Blutungen vor."

Die x\-lur behaupten, dass diese Sitte erst seit 60 Jahren üblich geworden sei. Eine
Frau habe einmal ihren Mann im Ärger gebissen, und seit dieser Zeit sei. um ähnliches
Unglück zu verhüten, zunächst für Frauen und dann auch für Männer das Ausziehen der
Schneidezähne üblich geworden. Die Erzählung muss aber jedenfalls, wenigstens bezüglich
der Zeit, sehr weit zurückdatiert werden, denn alle Stammverwandten der A-lur ziehen eben-
falls die vorderen Zähne aus.
Während Ihcrhig das Vorkommen des Zahnausschlagens bei den Bari in Abrede
stellt, lindet sich bei WilJwhn Jnnl-er (154) eine Notiz, die es für die Bari bestätigt: ..Gleicli
ihren nördlichen Nachljarn entfernen auch die Bari die Yorderzähne des Unterkiefers, man
trifft aber nicht selten Leute mit vollständigem Gebiss. welches stets sehr gut erhalten ist."
Eni'ni Pascha, der eine Anzahl Bari beobachtet und gemessen hat. bestätigt Juniors An-
gaben. Die Leute zeigten dicke, nach aussen umgestülpte Lippen, mehr oder minder schief
gestellte Schneidezähne: die unteren vier Schneidezähne aber waren ausgeschlagen (löj).
Andere nilotische Stämme, the sich dieser Sitte angeschlossen haben, sind die Abukuja
und die .Mundu.
Jauker (löli) berichtet von ihnen: ..Tätlowierungen im (iesicht wie z. B. bei den
^loru sind nicht gebräuchlich, dagegen entfernen die Angehörigen beider Stämme die unteren
vier Schneidezähne."
Schliesslich wird der Brauch des Zalinausschlagens von Ocrland m seinem Atlas
bestätigt für die ebenfalls in diesen (iebieten wohnhaften Basongo. Kiets. .Makraka. Moru.
Sir. Mandari. Eliab. Bor und Tuids.
Über den Ursprung und die Bedeutung der Sitte sind die Eingeborenen selbst im
Unklaren: auch Schwcinfurih erklärt, es sei ihm nicht gelungen, einen Grund für das Aus-
brechen der unteren Schneidezähne zu linden.
Die Verstümmelung soll nach ihm besonders auf die Sprache nachteilig einwirken,
die undeutlich und unartikuliert ist. Eine weitere Folge ist das Längerwerden der oberen
Schneidezähne, das durch den mangelnden Widerstand ihrer Antagonisten erzeugt wird: zu-
gleich werden sie infolge der Nahrungsaufnahme vor- und auseinander gedrängt.

..Ekelhaft erschienen alte Leute", erzählt Schircinfurih (löT). ..dadurch, dass ihre
stehengebliebenen oberen Schneidezähne durch den mangelnden Widerstand von unten zum
.Munde herausragten und sich gespreizt ausnahmen, wie die Finger einer ausgestreckten
Hand: solche Leute nennen die Nubier ..x\bu-Senun". d. h. Vater Raffzahn."
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