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Als zwockiiiässif« iiiüssoii wir unlx'diiif^t die so weit voibroiteto Zuspitzurif; der Zälino.
die Naclialimunfi der Kckzahnlonii oder der Raubtierzäliiio ansehen, die im Zweikampfe
sicherlich ein nicht zn verachtendes Mittel ist.
Es ist kaum zu bezweifohi. dass diese Deformationsart in Nadialimunj^ tierischer
l^'ormen ausgeführt ist, wie auch manche andere Verunstaltung des Körpers.
Eankc sagt über diesen Punkt: „Die Naturvölker kennen die mannigfachen Kigen-
schaften. in welchen die Tiere den Menschen trotz seiner geistigen Ueberlegeidieit überragen,
vollkonimen, und wir können uns nicht wundern, wenn sie, wie es ja auch unsere Helden
getan, als Ehrennamen die Namen von Tieren annehmen. Ganze Völkerstämme legen sich
den Namen eines Tieres als Volksnamen bei, und mehrfach finden wir mit dieser Sitte (he
andere verbunden, sicli auch äusserlich dem gewählten tierischen Vorbild möglichst zu nähern.
Hierauf beruhen die künstlichen Kopfumformungen, die Haartrachten. Tätowierungen und
besonders auch die verschiedenen 13earl)eitungen der Zähne."
Für alle Deformationsformen des Gebisses kann man jedoch schwerlich eine solche
Entlehnung aus dem Tierreiche annehmen.
Das gewöhnliche Leben führt mit seiner notwendigen Verrichtung des Essens zur
Ausbildung von gewissen Zahnmissbildungen. So habe ich schon bei der Beschreibung der
künstlichen Eärbung weiter ausgeführt, dass diese höchstwahrscheinlich einer natürlichen,
durch den Genuss farbenreiclier Pflanzen und l^'iüchte an den Zähnen erzeugten Eärbung
entsprungen ist. Hiermit habe ich dann die b'arbenfeilungen in nahen Zusaininenliang gebracht.
die sich nur in den Gebieten liiitkMi, wo Betel gekaut wird.
h'erner sei erwähnt, dass auf Grund des Einflusses roher, harter, besonders vegetabilischer
Nahrung solche Zahnmissbildungen vorkommen, wie die horizontale Abnutzung.
..Ich habe hier unlängst", schreibt Magifot (248), ..ein Beispiel von totaler Abnutzung
(1(M- Krone, besonders der Schneidezähne gesehen, das im Hospital von Biskra von einem an
einer chronischen Darmkrankhcit gestorbenen, ungefähr 40 Jahre alten Araber gewonnen
wurde. Dieser Araber, der ein Bettler war, hatte sich nur von Samen und anderen pflanzliciien.
ungekochten und harten Nahrungsmitteln eiiiährt, was mir die Hypothese bestätigt, dass die
so häufig an prähistorischen Schädeln bemerkte Abnutzung sicherlich die Folge einer ähnlichen
Ernährungsart ist."
Magitof fährt fort: ..Am meisten finden wir nach Miunmcri/ diese Abnutzung der
Zähne bei den Völkern, die. wie die Ägypter, die Indianer der Nordwestküste Amerikas, infolge
einer sorglosen Präparation ihrer Nahrungsmittel Sand unter dieselben bringen."
Dieses haben wir auch in unserer Arbeit nachweisen können. Die horizontale Ab-
nutzung, die als ein Kennzeichen von Rassenaltertum gilt, hat man als „prähistorische L'sur"
bezeichnet.
Schröder, Die UUnstl. Deforniatiim d. Uebisses. 1"*
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