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Gründe und Zwecke der Zahnumgestaltung.

JNachdem wir in den vorhergehenden Abschnitten die verschiedenen Deformationsformen
des Gebisses und ihre Verbreituiiii- kennen o:elornt haben, niuss sich uns am Schlüsse unserer
Betrachtungen die Frage aufdrängen:
Weshalb und zu welchem Zwecke hat sich die Menschheit solchen Gebräuchen
unterworfen ?
Die Gründe, welche die Völker zur Befolgung dieser Sitte bewegen, zu definieren,
ist jedoch keine leichte Aufgabe.
3Ian kann hier nur Vermutungen hegen, geben doch die Erklärungen der Leute,
die sich der Deformation unterworfen haben, allzu wenig Anhaltspunkte, zumal da sie viel-
fach nicht oiiion. zwei oder drei, sondern, wenn man noch alle eigentümlichen Dctailmoti-
vierungen in Betracht zieht, eine sehr grosse Anzahl von Gründen angeben, durch welche
sie sich direkt oder nur in dunklen Vorstellungen zur Befolgung dieser Sitte getrieben fühlen,
und eine allgemein gültige Ansicht über den Grund der Verstümmelung in den meisten Fällen
nicht besteht. Man ist darum auch nicht berechtigt, eine einzelne, wenn auch vorwiegende
Begründung, mit Uebergehung der übrigen als die von ihnen selbst angegebene, als die
richtige anzunehmen.
Vielfach ist unter den Völkern der Glaube verbreitet, dass die Verstümmelung der
Zähne zur Verschönerung dient, was auch wohl von Ihcring bestimmt hat. als Grund für
diese Sitte, die Sucht der Körper zu schmücken oder durch besoiulere Entstellung zu kenn-
zeichnen, anzunehmen.
In vielen Fällen tritt der Gebrauch nicht allgemein auf. er ist vielmehr eine Lieb-
haberei des einzelnen oder auch bestimmter Familien : so z. B. in Loango. Wie mir Professor
Fechuel-Loesche mitteilte, bekam er auf die Frage, weshalb sie denn ihre Zähne veränderten,
von Loangoleuten die Antwort: ..Es sieht hübsch aus. es gefällt uns." Manchmal empfiehlt
auch der ..Nganga-" der Zauberdoktor, der bei der Geburt des Kindes zu Rate gezogen wird,
als Gebot, später dem Kinde nach seiner Angabe die Zähne zu feilen.