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Laufe der Zeit oino allgomciiie (lewolinluMt. ühor (leren Bedeiitiiiiji die Naturniensclieii keinen
genügenden Aufschluss mehr geben können.
Die Verbesserungen des menschlichen Körpers gewannen an Bedeutung, als man mit
ihn (Ml nicht mir den Neid der Stanimesgenossen und die Zunei
Stammes zu l)etracl)ten.
So wurde das formelle Gebaren bei diesen Hand-
lungen allmählich konventionell, und eine Abweichung von
dem altehrwür(hgen Gebrauche galt schliesslich für eine un-
statthafte Vernachlässigung. So wurden diese Verunstaltungen
in vielen Fällen Abzeichen des Stammes: uiul wenn wir heute
die Deformation der Zähne als einen häufigen Pubertäts-
gebraucli antreffen, so bringe ich das hiermit in engen
Zusammenhang: Die Jünglinge und Jungfrauen werden
bei der Mannbarkeitserklärung der Familie entrissen, sie
werden in die Gemeinschaft des Stammes aufgenommen und
müssen sich auch demgemäss den Abzeichen ihres Stammes
unterwerfen.
Wenn nun eine Sitte, wie die Zahndeformierung.
sich bei einem ^'olke allgemein festgesetzt hatte, so kam
es wohl vor. dass ein Religions- oder Gesetzgeber dem all-
gemein herrschenden Brauche die Bedeutung einer religiösen
Fig. 25.
Handlung gab. und dass der Akt hierdurch schnell den Gesichtsmaske aus Holz in den Bali-
Ismlern (von den Männern bei Tänzen
Charakter eines bloss konventionellen Gebrauches völlii»- verlor.
und Leichenfeiern getragen).
Bei vielen Völkern wird die Zahndeformierung '/= nat. Grösse.
manclimal. ohne dass sie es wissen, unter Erfüllung einer aus ..waDdeningen und Forschungen im Nurd-
Hinterland von Kamerun" von Franz Hutter.
religiösen Verpflichtung geübt, andererseits gilt sie nur als veriag v. Friedr. vieweg jc sohn. Braunschweig,
verdienstlich, nicht als notwendig.
Wie weit die Sitte der Zahndeformierung in die Natur dieser Völker eingedrungen
ist. geht schon daraus hervor, dass sie ihre Götzenbilder gern mit deformierten Zähnen
versehen. Auch bringen sie häufig an ihren Gesichtsmasken (Tanzmasken) das bei ihnen
beliebte Zahndeformationsmuster recht auffällig an (vergl. F'ig. 2ö).
Vielfach findet man bei den Naturmenschen die Ueberzeugung. dass jemand, dessen
Zähne nicht deformiert sind, die Götter beleidige, dass er ferner so den grössten Gefahren
während des Lebens ausgesetzt ist (ich erinnere hier nur an die Vorstellung, die die Macquarie-