Page 86 - My FlipBook
P. 86
78
Stückchen Watte mit dem Decect der Zweiiie von Rul)ia cordit'oli;'. und I)rin,ut nun diese
Watte auf die l)ereits oefärbteu Zähne, um die Farbe zu fixieren. Zähne, die in dieser Weise
rot i>efärht werden, lialten ihre Farl)e zwanzio- Jalire und melir. Durch die Güte Professor
J////('r.^-BerHn. dem ich auch (he obiüen ^litteilungen verdanke, gelangten mehrere so gefärbte
Hinduzähne in meinen Besitz, an denen ich die Haltbarkeit der Färbung prüfen konnte.
Ich versuchte ztmäclist mit einem wasserbefeuchteten Lappen, als das ohne Erfolg war. mit
Bürste und Bimsteinpulver. die rote Farbe von den Zähnen zu entfernen, erreichte aber erst
mein Ziel, als ich starke Mineralsäuren zu Hilfe nahm. Immerhin war der Farbstoff auch
selbst da. wo das Zahnbein bei der Bearbeitung des Schmelzes zufällig freigelegt war. nicht
sehr tief in die Zahnmasse einüedrungen. Ich habe an entsprechenden Zahnschliffen, die ich
mikroskopisch studierte, niemals gefunden, dass der künstliche Farbstoff via Dentinkanälchen
das Zahnl)ein durchsetzt hätte, immer war die Verfärl)ung eine oberflächliche.
Die Gewohnheit, die Zähne rot zu färben, besteht unter den Hindus von Gudscherat.
einer Provinz an der Westküste Indiens. Seit jeher haben die Bewohner dieses Landes die
rote Farbe als eine ihren Göttern sehr wohlgefällige betrachtet, daher lassen die Braut sowohl
wie der Bräutigam einige Tage vor der Hochzeit ihre Zähne rot färben.
Bei den Japanern soll früher die Sitte unter Prinzen und Adligen und allen h'rauen
geherrscht haben, die Zähne tiefsclnvarz zu färben, eine Gewohnheit, die heutzutage zum
grössten Teil aufgegeben worden ist. Die Methode, die schwarze Färbung zu erzeugen, ist
folgende: Wasser wird auf Eisenstücke gegossen und eine Woche stehen gelassen, bis zu
welcher Zeit dasselbe eine gell)l)ranne Farbe angenommen hat. es wird nun in eine Tasse
gegossen, übers Feuer gebiacht und. sobald es anfängt zu kochen, mittels Wolle aid' den Zahn
api)liziert. worauf die MuiidludiU» mit einer Teeinfusion ausgespült wird. Die Prozedur wii'd
so lange wiedeiholt. bis der gewünschte Grad der Verfärbimg erzielt ist. Dr. Goffsche (204)
lierichtet über diese Sitte in einem Vortrage über die l-'rauenfrage in Japan: ..Die Zähne
—
werden schwarz gefärbt, eine Sitte, die ungemein entsteUt: da auch Tänzerinnen — Geisha
(1. h. wiHtlich vollkommene Personen, die bei keinem japanischen Gastmahl fehlen, ebenfalls
dieser Sitte huldigen, so dürfte die Sage, dass die Japanerinnen sich absichthch verunstalten,
um nicht die Eifersucht ihres Mannes rege zu machen, wohl kaum der Wahrheit nahe kommen."
Ähnliches wird von vielen Seiten berichtet: über die ^lethode der F^ärbung der Zäline
weichen die Angaben vielfach von einander ab. So berichtet Fr. Müller (205). dass man die
Zähne mittels einer ^lischung von Eisenfeilspänen und Saki (Branntwein) schwarz färbt.
Nach Miffonl riOii) dagegen wiid die Farbe ans Galläpfeln und Eisenfeilspänen bereitet und
diese i-'lüssigkeit mit einem l'^ederpinsel auf die Zähne gestrichen.
Meine Vermutung, dass auch die Ureinwohner der japanischen Inseln, die Ainos, die
gegenwärtig Jeso. den Süden Sachalins, die Südspitze Kamtschatkas und die Kurilen bewolinen.