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(lor Sä der Rost ahirpbioclion. Sind alle spclis Zäliiio (liiidifoilt resp. durchsäj^t. so wird
die uiitoistc Fläclio noch etwas {iiade und dann mit dem Kikir |)onuul)as die Vorderseite ein
wenii; filatt geteilt und von dem massenhaft daransitzenden Zahnstein gesäubert. Dabei
kommt es aber durcliaus auf keine völlige Glättung an. Der Zweck ist. die etwa durch
Abspringen l)oiin Säuen oder Feilen entstandenen scharfen Kanten zu entfernen. Damit ist
die höchstens lU Minuten währende Operation beendet.
Die Wirkung, die die Zahnfeilung auf die Physiognomie hervorruft, ist nach euro-
päischem (ieschmack eine entschieden nachteilige. Anders dachten die jungen Leute, welche
bei den von mir beobachteten Feilungen zugegen waren, was ich aus ihren Scherzreden über
die Frfolge. die der Betreffende nun beim schönen Geschlecht haben würde, folgern konnte.
Sie erklärten mir einstimmig, dass gefeilte Zähne schöner seien, als ein volles Gebiss. Backen-
zähne und Zähne des Unterkiefers bleiben unbehelligt, ebenso gibt es hier nicht besondere
Weisen der Feilung. welche bestimmten Ständen gebühren."
Auf ilem hinterindischen Festlande ist die Abfeilung der Zäime angegeben für die
Bahnars und Cedans.
An der Südwestküste der malayischen Halbinsel ist die Abfeilung der Zähne ebenso
bekannt wie auf den Inseln. (li»7 u. ll»7a.)
Die meisten Mädchen dieser Gegenden werden im .\lter yon 14— 15 Jahren verheiratet.
Sie können sich hübscher, perlengleicher Zähne rühmen. Aber am Tage vor Zahlung der
Hochzeitskosten werden, weil ..weisse Zähne ein tierisches Aussehen geben", dieselben bis
zu ' ^ ihrer ursprünglichen Länge abgefeilt und geschwärzt.
Die Abfeilung wird liier besorgt mit Hilfe eines harten Steines, der. wie besonders
bemerkt ist. aus Sumatra stammt, oder einer modernen feinen Stahlfeile.
Auf dem Festlande wie auf den Inseln ist das Feilen der Zähne fast durchweg
ein Mannbarkeitsgebraucli. dem sich in manchen Gegenden besonders die Frauen unter-
werfen müssen.
Auf der Insel Timorlaut beispielsweise muss das Feilen der Zähne bei Frauen, bei
denen es versäumt wurde, während der ersten Schwangerschaft unbedingt nachgeholt werden.
Bemerkt muss hier indessen werden, dass auf dem ostindischen Archipel die Horizontal-
feilung resp. die Amputation der Zähne sich auch gelegentlich als Zeichen der Trauer findet,
wie das aus folgenden von Uhle in seiner Arbeit über malayische Zahnfeilung angegebenen
Nachrichten verschiedener Forscher deutlich hervorgeht:
„Biedel bemerkt in seinem Aufsatze über die Sulanesen ganz beiläufig: Wenn jemand
Brüder oder Schwestern hat. ist es ..bososi" oder verboten, die untersten Zähne zu feilen."
Ferner findet sich in den brieflichen Mitteilungen von De Bruijn Prince über die Zahn-
feilung in Kedu der Satz: ..Nur Personen, deren Vater und Mutter und ältere Schwestern
Schröder, Die künstl. Deformatiun d. Gebisses. 10