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Lingualseite aus der Zahnreihe hervor und erscheinen im Vergleich mit den vortretenden,
manchmal unnormal langen mittleren Schneidezähnen sehr klein und kurz.




Nachdem in den beiden vorigen Abschnitten die allgemeine Verbreitung der Zahn-
umgestahung und die spezielle Verbreitung der einzelnen Hauptformen festgestellt worden
ist.
handelt es sich nun darum, zu untersuchen, ob gewisse Formen in gewissen Gebieten aus-
schliesshch auftreten, oder ob mehrere derselben mit einander gemischt erscheinen.
Wenn wir in dieser Beziehung zunächst wieder nach den Völkerrassen vorgehen, so
zeigt es sich, dass bei den Austrahern ausschliesslich die Beseitigung der Zähne durch Aus-
schlagen stattfindet.
Da dieses Merkmal, wie in dem zweiten Abschnitte gezeigt worden ist. fast in dem
ganzen bezeichneten Gebiete vorkommt, so darf man den Gebrauch des Zähneausschlagens
als einen für diese Rasse charakteristischen hinstellen und ihm eine ethnologische Bedeutung
für diesen Fall beimessen.
Bei den australischen Papuanen findet sich die Zuspitzung im südlichen Neuguinea
und auf Wagen, die einfache Färbung in Kaiser-Wilhelms-Land, auf den Salomonen, auf dem
Bismarck-Archipel, die Beseitigung von Zähnen dagegen auf den Neuen Hebriden.
Da verschiedene Gebräuche nur vereinzelt auftreten, so kann in diesem Falle von
einem ethnologischen Merkmale nicht die Rede sein. Jedenfalls bedarf es noch eingehender
Untersuchungen und Beobachtungen, um die Sache vollständig klar zu legen, namentlich
da die Quelle, welche von Ihering für das Ausschlagen der Zähne auf den Neuen Hebriden
anführt, nicht ganz einwändsfrei ist.
Das Vorkommen der Zuspitzung im westHchen Neuguinea kann man wohl auf
malayische Einflüsse zurückführen, von der Färbung kann man jedoch recht gut annehmen,
dass sie sich infolge des Einflusses des Betelkauens selbständig entwickelt hat.
Innerhalb des Gebietes der asiatischen Papuanen finden wir die Zuspitzung, die
Horizontalfeilung, die einfache Färbung, die Farbenfeilungen und das Ausschmücken der Zähne:
die Zuspitzung wird nur von den Negritostäniraen bestätigt.
Über den Umfang und die Bedeutung der letzteren Deformationsart gehen die An-
sichten auseinander. Yirchou- sieht die Zuspitzung als ein Stammeszeichen der Negrito an,
A. B. Meyer dagegen weist auf das vereinzelte Vorkommen hin und spricht ihr die Bedeutung
des Stammeszeichens ab. ebenso auch Schadenberg.
Zacken- und Lückenfeilung. sowie Ausziehen der Zähne kommt in diesen Gebieten
nicht vor. dagegen ist die Horizontalfeilung resp. die Amputation der Zahnkrone sehr häuflg
und wird von Ceram. Buru. Letti. Babber. Kei und Arru ausdrücklich l)estätiüt.
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