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Teil selbst habe unter der j^rosseii Zahl Papiiaschädel. die ich auf die Verunstaltung
des Gebisses hin untersuchte, die Horizontalfeilung nur selten gefunden und dann war sie
fast ausnahmslos verbunden mit Feilungen auf der facialen Fläche, die unbedingt als typisch
malayisch bezeichnet werden mussten (vergl. Fig. 20 auf Tafel IJ).
Ich glaube daher, dass die grosse Masse der Papuanen, soweit sie frei von Malayen-
beimischung sind, den in Rede stehenden Gebrauch nicht kennt. Hinsichtlich seines häufigen
Vorkommens unter den asiatischen Papuanen darf man wohl vermuten, dass er bei ihnen
kein ursprünghcher gewesen ist, sondern zu ihnen von der benachbarten malayischen Bevölkerung
vorgedrungen und sich gleichzeitig mit der malayischen Rasse bei ihnen eingebürgert hat.
Das nehme ich umso lieber an, als ich bei der Durchsicht verschiedener Schädel-
sammlungen fand, dass auch die Chinesen, die fraglos ursprünglich den Gebrauch der Zahn-
deformation nicht kennen, da, wo sie sich mit Malayen gemischt haben oder mit Malayen
in Verkehr stehen, sich der malayischen Zahnfeilung unterworfen haben.
Ganz besonders zahlreiche Belege hierfür fanden sich in der alten BJnmenhaehschen
Sammlung, die in der Göttinger Anatomie aufgestellt ist und die mir liebenswürdiger Weise
von dem Direktor dieser Anstalt, Herrn Geheimrat Merkel für meine Zwecke frei gegeben wurde.
Weit verbreitet ist die Horizontalfeilung unter den asiatischen Malayen. Hier ist
sozusagen ihre Heimstätte. Man ti'ifft sie in allen möglichen Variationen an: sehr häufig
werden die F^rontzähne nur etwas abgefeilt, um eine gerade Linie zu bilden.
Diese nur schwach angedeutete Horizontalfeilung ist jedoch fast ausnahmslos mit
Feilungen auf der Vorderfläche des Zahnes verbunden, so dass sie meist ganz zurücktritt.
Hinsichtlich der Feststellung ihrer Verbreitung werde ich mich aber auch hier nur an die
Angaben halten, die die horizontale Abfeilung als das Hauptsächlichste der Deformation hinstellen.
Kreevier (188) gibt diese Art der Zahndeformierung für Java an, flu- die Molukken
Riedel (189).
Von den Batak auf Sumatra berichtet Brenner (100). dass sich das Abtragen der
Schneidezähne im Oberkiefer bis zur halben Länge, im Unterkiefer bis ganz zum Zahnfleisch,
manchmal auch der Eckzähne, bei ihnen findet.
Nach seiner Beschreibung bedient sich der Operateur dabei eines kleinen hölzernen
oder beinernen Hammers, mit dem er durch einzelne kräftige Schläge Stück um Stück von
den Zähnen absprengt, bis sie die richtige Länge erhalten haben, worauf die scharfen Kanten
durch Steine und in neuerlicher Zeit durch F^eilen geglättet werden.
Nach A. B. Meyers Mitteilungen (101) feilen die Eingeborenen Javas (Sundanesen
und Javanen) die Zähne meist horizontal, aber nicht sehr kuiz ab: die Leute von Grisse bei
Surabaya auf Java dagegen feilen sie sehr kurz. Auf dei- Insel IMaduia bei Java bedient