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man sicli ciiior Feile zu diesem Akt. wälircnd mau sonst irfiend welche anderen Instrumente
von Bandjus, Eisen und deigl. zur Hand hat. Die .Makassaren auf Celebes feilen ebenfalls
ihre Zähne horizontal ah wie die Leute von Grisse.
Auch auf Flores lieht man es. die Frontzähne zu kürzen (192) und zwar bedient
man sich zu diesem Zwecke eines flachen Stückes Sand-
stein, cirka 15— 18 cm lang- mit einer grössten Breite
von fast 4 cm. das an einer Fläche seines breiten Endes
ab£>eflacht ist. unfj,efähr der Breite einer Schneidezahn-
rcilie entsprechend (vergl. Fig. 21). Fig- '^^
Über die Horizontalfeilung auf Sumatra findet sich noch ein Bericht in Sprengeis
Beiträgen zur ^'ölke^- und Länderkunde (193). Ich entnehme tlaraus. dass beide Geschlechter
der Rejans ihre Zähne abfeilen. Sie bedienen sich statt einer Feile eines kleinen Schleifsteines
und der arme Leidende liegt während der Operation auf dem Rücken. Einige, vornehmlich
Weiber, im Lande Lampoon. lassen sich die Zähne ganz bis zum Zahnfleisch absclileifen.
Von den Atjinesen berichtet Waii? (194): ..Als eine eigentümliche Verschönerung
des Gesiclites, welche zugleich als Zeichen der Pubertät gilt, ist noch das Abfeilen der Zähne
um ein Viertel ihrer Länge und das Schwarzfärben derselben zu nennen."
Dass auch auf Borneo und zwar unter den Kayan die Amputation der Zähne sich
findet, bestätigt W. Küclrnfhal (19.)): ..In dem oft sympathischen Gesicht der Kayan stört
unser europäisches Empfinden nur der hässliche Mund, der. von schmalen Lippen eingefasst.
eine ausserordentliche Grösse besitzt und ein geradezu widerwärtiges Gebiss aufweist. Die
Zähne werden nämlich abgefeilt, die Stumpfen mit einer Beize, welche aus dem Safte einer
Wurzel und dem Safte des Zuckerrohrs bereitet wird, schwarz gefärbt.'"
Diese Unsitte ist nach den Berichten GrahoicsJcijs (19(5) im ganzen südöstlichen Borneo
im Schwang, sowohl unter den heidnischen, als auch bei den mohamedanischen Einwohnern
und gilt, wie ausdrücklich bemerkt wird, weder bei den ersteren noch bei den letzteren als
religiöser Gebranch. Das Naturvolk der Dajaken hält lange weisse Zähne für Hundezähne,
während die Anhänger des Islam behaupten, dass sie in dieser Mode dem Propheten folgen.
Doch hören wir. was GrahowsTcij über das Spezielle der Sitte selbst berichtet:
..Beide Geschlechter lassen sich die Zähne 2—8 mal während ihres Lebens feilen.
Das erste Mal etwa im Alter von 10— 12 Jahren, mit angehender Geschlechtsreife, ohne
dass dies als Grundsatz anzunehmen ist. da man Leute von 20 Jahren und darüber findet,
die noch ungeteilte Zähne haben, das zweite resp. dritte mal lässt man feilen, wenn man
fühlt, dass die Zähne wieder zu lang geworden sind.
Das Feilen wird von den Malayen bei beiden Geschlechtern durch .Männer besorgt,
die man Paasahangigi (^asah = schleifen) oder schlechtweg Tukanggigi — Zahnmeister — nennt.
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