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Trotz (los jiii^endlichen Alters der Kiiuloi- vciiateii dieselben den Selinierz auf keine
Weise. Drei Tai^e nach dei- Operation niuss das Kind sich hüten, den Rücken von irgend
(iesiclit schauen, sonst —
jemand zu sehen, nur Freunden darf es in (bis so ist der Aber-
i>laul)e — niuss es später Hungers sterben. Die ausgeschlagenen Zäline werden in ein Bündel
Enuifedern gehüllt und ein Jalir oder länger aufbewahrt.
Über den Zweck dieser Sitte sind die iLingeborenen selbst im Unklaren, über den
Ursprung derselben erzählen sie, dass der gute Geist Muramuia nach der Erschaffung des
ersten Kindes diesem die betreffenden Zähne ausgeschlagen habe. Diese Veränderung habe
ihm gefallen, es sei daher der Befehl gegeben worden, man solle künftig mit jedem Kinde
so verfahren.
Bei den Macquariestämmen lierrsclit dagegen der Glaube an einen bösen Geist in
Pferdegestalt, der die Eingeborenen nur dann nicht verschlingt, wenn sie ihm zeigen, dass ihnen
ein Zahn ausgeschlagen ist."
Im westlichen und südwestlichen Teile xVustraliens scheint für das Zahnausbrechen
melir die Tättowierung getreten zu sein.
Da GcrJand (125) alles Einschlägige bezüglicli des Zahnausschlagens in Australien
ausführlich zusammengestellt hat, so sehe ich von einer weiteren Besprechung ah.
Es sei noch bemerkt, dass nach ColJins (120) bei den Eingeborenen von Neu-Süd-
Wales. die jetzt ausgestorben sind, das Ausbrechen der vorderen Zähne üblicli war.
Audi unter {[(^n ausgestorbenen Eingeborenen der Insel Tasmania fand sich der
australische Brauch des Ausschiagens von einem oder mehreren Vorderzähnen (127).
Die neuesten Nachrichten über das Volk der Australier von Professor Scmon (12S)
bringen leider keine bestimmten Angaben. Auf Seite 258 seines Berichtes heisst es lun- allgemein:
„Ein ausgebildetes Zeremoniell begleitet (\q\\ Übertritt von der einen in die andere
Altersschicht. Besonders die Einweihung der hei'angewachsenen Jünglinge, ihre Mannbarkeits-
erklärung ist bei fast allen Stämmen eine Haupt- und Staatsaktion. Die Einzuweiheiuleu
werden allerlei Prüfungen, ja Martern unterworfen. Bei einigen Stämmen erfolgt zu dieser
Zeit Circumcision. bei anderen Tättowierung, viele andere brechen dem jungen Manne einen
oder zwei Vorderzähne aus."
Dass auch unter den australischen Papuanen — die asiatischen kommen hier nicht
in Betracht — das Ausbrechen der Zähne, uinl zwar auf den Neuen-llebriden. vorkommt. i)e-
stätigt folgende Angabe Eckatis (12S)): ..Eine seltsame Mode, die hier herrscht, ist das
Ausstossen der zwei Vorderzähne der oberen Zahnreihe bei verlobten oder verheirat(»ten
Weibein. (Ein Stock wird gegen die Zähne gesetzt und mit einem Stein ein kräftiger Schlag
geführt.) Dieselbe Sitte findet sich bei den Weibern der Eingeborenen der St. IMiilipp-Bai
und auf Neu-Hollaiul.